Aktuelles aus der HELP Akademie – interessante Neuigkeiten und aktuelle Infos
Hier finden Sie Neuigkeiten über die Akademie HELP, über die Lehrkräfte und Dozenten der Seniorenassistenten-Ausbildung und weitere aktuelle Infos.
Unsere Buchempfehlung im Herbst: Dr. Hajo Schumacher – Restlaufzeit
Irgendwann begannen die bösen Vorahnungen für Dr Hajo Schumacher vom Rollator, dem krustenfreien Seniorenbrot und vom Altersheim. Dabei ist er als Journalist und Buchautor noch weit vom Rentenalter entfernt.
Dr. Schumacher beschreibt einfühlsam, dass ihn der Umzug seiner Mutter ins Pflegeheim und ihr Tod sehr nachdenklich gemacht haben. Wie könnte also ein würdevoller, lustiger und bezahlbarer Lebensabend aussehen und was muss man dafür tun?
Der Autor möchte dafür werben die Weichen schon früh zu stellen. Dazu hat er Zahlen und Fakten zusammengetragen. Den Großteil des Buches machen kurze Beschreibungen von unterschiedlichen Wohnformen für Rentner aus, sowohl in Deutschland als auch etwa in Polen und Thailand.
In knappen Kästen werden die Konzepte bewertet: Kosten, Risiken, Bequemlichkeit. Adressdaten und Tipps, damit die Zeit nach dem 65. Lebensjahr interessant und erstrebenswert bleibt
Mit seinem ihm eigenen Humor und gemischt mit etwas Ironie, aber auch mit tiefsinnigem Ernst geht Dr. Hajo Schumacher allen Möglichkeiten nach.
Nur für den, der das Buch liest, gibt es , um bei den Worten des Autors zu bleiben: „Gute Chancen, die nächsten zwanzig, dreißig Sommer lustig, bezahlbar und würdevoll zu gestalten.“
Dr. Hajo Schumacher – Restlaufzeit. Eichborn Verlag, Köln, 286 Seiten, ISBN 978-3-8479-0572-1
Demenz-WG: Eine neue Form des Zusammenlebens und eine echte Alternative zum Pflegeheim
Eine Wohnform, die Menschen mit Demenz gerecht wird und ihnen ein maximal selbstbestimmtes Leben ermöglicht.
Die Betreuung in einer Demenz-WG ist meist nicht teurer als die Unterbringung in einem Pflegeheim, da keine Verwaltungsgehälter wie im Heim und meist auch keine Rücklagen für die Immobilie anfallen.
Außerdem ist das Pflegepersonal für weniger Bewohner zuständig, der Pflegeschlüssel also deutlich höher und individueller planbar, wodurch die Pflegequalität steigt.
Die Schriftstellerin und Journalistin Chantal Louis hat dazu ein wunderbares und sehr empfehlenswertes Buch über die Erfahrungen Ihrer Großmutter in einer Demenz-WG geschrieben: „Ommas Glück“ erschienen im Kiepenheuer & Witsch Verlag.
Chantal Louis erzählt in Ihrer eigenen erfrischenden Art in einer Talkrunde des WDR dazu:
»Wenn man Omma erzählt hätte, dass sie eines Tages in einer WG leben würde, hätte sie mit großer Wahrscheinlichkeit Zeter und Mordio respektive Sodom und Gomorrha geschrien. Wir, meine Mutter und ich, konnten sie nicht mehr fragen. Wir haben es für sie entschieden. Und ich bin ziemlich sicher, dass es eine gute Entscheidung war. Eigentlich sogar eine ausgesprochen gute.«
Nach einer bedrückenden Episode im Altersheim zieht Edeltraut Karczewski mit 83 in ihre erste Wohngemeinschaft. Ihre sechs Mitbewohnerinnen sind, wie sie, dement. Man tanzt Walzer im Wohnzimmer und es wiederholt sich ein immer neues Kennenlernen am Küchentisch. Chantal Louis erzählt von einfühlsamen Betreuerinnen und dem erstaunlichen Personalschlüssel von eins zu drei. Von Angehörigen, die tags beim Kochen helfen und am Wochenende die WG-Wände streichen, Sie erzählt auch von der Entstehung der Demenz-Wohngemeinschaften generell, von denen es in Deutschland inzwischen einige Hundert gibt – und von deren Existenz trotzdem nur wenige wissen. Jeder Bewohner und jede Bewohnerin kann noch etwas machen – Dinge, die man von früher kennt und gerne gemacht hat oder auch nur zuschauen: z. B. Kochen, Wäsche zusammenlegen usw.
In einer Demenz-WG sind die Bewohner ganz normale Mieter, die zusammen für die monatlich anfallenden Mietkosten der Wohnung oder des Hauses aufkommen. In den meisten Wohngemeinschaften kommt dazu eine Pauschale für die Haushaltskasse, aus der die hauswirtschaftliche Versorgung (Verpflegung, Anschaffungen, Instandhaltung) bezahlt wird.
Die Pflege und Betreuung durch den ambulanten Pflegedienst schließlich macht den dritten Posten der monatlich zu erwartenden Kosten aus. Dafür stehen dem Demenzkranken entsprechend seiner Pflegestufe die gleichen Leistungen aus der Pflegeversicherung zu, die er auch bei häuslicher Pflege erhalten würde.
Das wichtigste aber in einer Demenz-WG ist das von Frau Louis im Buch so eindrucksvoll beschriebene Gemeinschaftsgefühl!
Validation – eine ehrliche Wertschätzung
Validation® wurde von der Sozialarbeiterin und Schauspielerin Naomi Feil, 1990 von Cleveland (USA) nach Europa getragen.
Sie entwickelte diese Pflegetechnik aus verschiedenen psychologischen und psychotherapeutischen Modellen, wie der klienten- bzw. personenzentrierten Gesprächsführung Carl Rogers und der Theorie der Lebenskrisen Erik Eriksons
Validation ist eine Methode der verbalen und nonverbalen Kommunikation für verwirrte, meist ältere Menschen mit Demenz.
Bei der Validation wird der emotionale Gehalt der Aussagen und des Verhaltens einer Person aufgegriffen und „validiert“ (für gültig erklärt) ohne zu analysieren, zu bewerten oder zu korrigieren.
Validation ist:
- eine Methode, um den Zugang zu dementen, verwirrten und alten Menschen zu ermöglichen und beinhaltet
- eine bestimmte Form des Eingehens und Reagieren auf die Verhaltensweisen und Äußerungen verwirrter bzw. dementer Menschen
- eine Grundhaltung, die den alltäglichen Umgang mit dementen Menschen bestimmen kann
- kann in belastenden Situationen Spannungen reduzieren und Beziehungen ermöglichen
Validieren heißt, den Kontakt zur Welt der Verwirrten herstellen. Die Gefühle der Dementen ist der Wegpfeiler der Arbeit, denn dies ist der Spiegel ihrer Seele. Sie leben in ihrer eigenen Welt, nicht aber im jetzt und hier, sondern in ihrer Lebenssituation die sie festhalten und oft nicht zur Ruhe kommen lassen. Diese so offen gezeigten innersten Gefühle ist der Ansatz und Beginn der Arbeit, um den Dementen die Sehnsucht und die Vertrautheit, Geborgenheit zu vermitteln, damit sie ihren Weg zum inneren Frieden mit unserer angebotenen Hilfe finden können. Angst, Einsamkeit, Nutzlosigkeit abwerfen und loslassen können, um zu einem friedlichen Lebensende zu kommen. Wenn die Waage ausgeglichen ist und kein Ungleichgewicht im Fühlen und Denken mehr besteht, wird der Verwirrte in Frieden leben können.
An oberster Stelle steht:
Die Würde des Menschen ist unantastbar bis zum Tode.
Da dem verwirrten Menschen das kognitive Gedächtnis verloren geht und das emotionale bleibt, ist es wichtig, dass die eigenen Gefühle gegenüber dem Dementen echt sind. Sind sie das nicht, wird der Betroffene dies sofort spüren.
Wichtig ist beim Validieren eine gute Beobachtungsgabe zu besitzen.
Der Validierende achtet auf:
- Körperhaltung
- Gestik / Mimik
- Blickkontakt herstellen
- nicht tadeln, nie widersprechen, nicht korrigieren
- Zeit geben zu antworten
- Geschlossene Fragen stellen
- Kurze klare Sätze sprechen
- Ruhig und freundlich sprechen
Verbale und Nonverbale Zuwendungen werden eingebracht:
- Nonverbal durch das eigene Verhalten über Gestik und Mimik anzeigen
- Verbal durch bedeutsame Sätze die der Verwirrte Mensch verstehen kann.
Beispiele:
1. Bei autoritären Persönlichkeiten:
Menschen die Angst haben ihre Autorität zu verlieren, zeigen sich oft durch sprachliche Dominanz (Befehlston) aber auch ein abwehrendes Verhalten bei Nähe und Berührung (Körperpflege) durch treten, beißen, spucken und schlagen. Diesen Menschen muss das Gefühl gegeben werden, dass ihnen die Autorität nicht genommen wird.
Durch nonverbale Zuwendung:
- Ich weiß wie weit ich gehen darf
Durch verbale Zuwendung:
- Sie können die Distanz zwischen uns bestimmen
- Sie entscheiden
2. Bei Menschen mit starken Gefühlsausbrüchen: (Wut, Zorn)
Verbale Zuwendung:
- Sie dürfen wütend und zornig sein, es ist in Ordnung, mir zu zeigen was sie fordern
- Sie dürfen verärgert sein
- Sie dürfen ihre Gefühle ausleben
- Ich möchte sie nicht verletzten
- Sie sind für mich liebenswert
In beiden Fällen muss der Betreuer die Situation aushalten können, ohne dieses Verhalten persönlich zu nehmen, sondern sich nur auf die Situation beziehen. Dies hilft Spannungen abzubauen und Beziehungen aufzubauen.
3. Bei sensibel, verschlossenen und zurückgezogenen Menschen:
Oft zu erkennen sind diese Menschen durch eine in sich gekehrte starre Körperhaltung. Deshalb brauchen sie körperliche Berührungen um dieses Gefühl wieder zurück zu geben oder es neu für sie zu schaffen .Besonders Berührungen mit kreisrunden Bewegungen im gesamten Rückenbereich helfen hier. Dies setzt voraus, dass das Verhalten des Pflegepersonals „emotional, echt, wertschätzend und einfühlsam“ sein muss.
Verbale Zuwendung:
- Sie sind bei uns willkommen
- Sie gehören hier her
- Sie brauchen keine Angst zu haben
- Weinen Sie wenn es ihnen gut tut, ich bin für sie da
- Ich halte Sie
Den Mensch spiegeln, das heißt: Verhaltensmuster die der Mensch zeigt, wie durch einen Spiegel zurückzugeben, ohne den Mensch nachzuäffen.
Situationsbeispiel: Der Mensch schlägt ständig ein Buch auf den Tisch. Der Betreuer übernimmt die Körperhaltung (Gestik, Mimik) und beginnt mit derselben Handlung. Durch das Spiegeln versucht der Betreuer dem Betroffenen einen Denkprozess zu ermöglichen. Wichtig in diesem Fall:
- keine Bewertung verbaler Art über die Situation
- keine Kritik oder Ablenkung über die Situation
- kein“ Verkennen der Situation“
All diese nonverbalen und verbalen Zuwendungen sollten ständig, immer wiederkehrend gesetzt werden, um den verwirrten Menschen zu erreichen. Denn jede Begegnung zählt und jeder wertschätzender Satz hat Bedeutung für den Menschen.
Dies erfordert vor allem:
- Echtheit im Umgang mit dem Verwirrten
- Kenntnisse der Krankheitsbilder und Biographie
- Freude an der Arbeit mit Menschen mit Demenz
- gute Teamfähigkeit und Beobachtungsgabe
- keine Berührungsängste
- bereit sein sich fort zu bilden
- starke Belastbarkeit
- Selbstkritikfähig sein
- viel Ausdauer und Geduld und
- das Konzept der Station mitzutragen.
Quelle: (Autor) Rolf Dietrich: Validatives feeling insight Skript
Hier noch ein Beispiel aus der Praxis
Die Mitarbeiterin des Pflegedienstes möchte Herrn M. duschen. Herr M. der dement ist, und sein Leben lang Metzger war, macht mit und kooperiert bis zum ausziehen der Unterhose. Herr M. wehrt sich mit den Worten „Das geht doch nicht, ich kann mich hier nicht ausziehen!“. Also fragt die Pflegeschwester ihn schließlich wo sie sich denn gerade befinden, worauf Herr M. antwortet, dass sie doch in der Metzgerei sind wo er arbeitet.
Die Schwester validiert dies, indem sie Verständnis zeigt und sagt, dass dies wohl wirklich keine gute Idee sei sich in der Metzgerei auszuziehen, und das Duschen auf einen anderen Tag verlegt.